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Kamishibai


Liebe Märchenfreunde,


Ein wunderbarer Märchen - und Musikabend mit Gesang (Peter Alexander Herwig)und Klavier (Linda Moeken) ist geplant am 25. September in Freren.

Thema: Christian Morgenstern…wunderbar!!!


Hier ein kleiner Vorgeschmack…

Das Vermächtnis – Legende

Christian Morgenstern


Es war um die Zeit, da der Affe zum Menschen wurde. Und am

Vorabend seiner Menschwerdung versammelte der Affe noch einmal

alle Tiere um sich, um von ihnen Abschied zu nehmen.

„Morgen will ich Mensch werden“, sprach er wehmütig zu ihnen,

„und ihr werdet mich alle verlassen und meiden, und ein


 Kampf

wird entstehen zwischen meinem Samen und eurem Samen."

„Jawohl, ein Kampf!“ brüllte der Löwe.

„Du willst mehr werden als wir!“ brummte das Nashorn, „das

wirst Du büßen müssen!“

„Das wirst Du büßen müssen!“ wiederholte giftig der Floh.

„Lassen wir das!“ sagte mit einem Anflug unbeschreiblicher Müdigkeit

der Affe, „und feiern wir heute noch ein Fest des Friedens

und der Freude miteinander.“


„So sei es!“ riefen die Tiere und drängten sich gutmütig und

wohlwollend um den scheidenden Bruder und fragten ihn, ob sie

ihm nicht noch etwas Liebes tun oder mitgeben könnten.

Da ward dem Affen noch trübseliger zumute, und er setzte sich

unter eine Palme und fing jämmerlich an zu schluchzen.

Ein tiefes Mitleid ging durch die weichen Tierherzen.

„Wir wollen den Armen trösten!“ begann endlich das Schaf und

schritt allen voran auf den Weinenden zu.

Lange sah das Schaf dem Affen in die Augen, und dann sprach es:

„Trage mein Bild stets in Deinem Herzen, so wird es sein, als ob

ich mit und in Dir weiterlebte!“

Dem Schaf folgte das Kamel, sah dem Affen tief in die Augen

und sagte das gleiche zu ihm.

Und herzu traten der Ochs, der Esel, das Schwein, der Pfau, die

Gans, der Tiger, der Wolf, die Hyäne und viele andere Tiere, und

jedes sah den Affen lange an und sprach feierlich zu ihm: „Trage

mein Bild stets in Deiner Seele, so wird es sein, als ob ich mit Dir

weiterlebte.“

Die letzten, die herantraten, waren der Löwe, der Adler und die Schlange.

Der Affe konnte vor Abgespanntheit kaum mehr aus den Augen

schauen und als die Schlange sich verabschiedet, sank er sofort in

Schlaf. Aber wirre und schreckliche Träume ängstigten ihn, und

gegen Morgengrauen erhob er sich im Halbschlummer von seinem

Lager und tastete sich zur nahen Quelle. Mit Augen, deren

Schleier klares Bewusstsein noch nicht zu zerreißen vermochte,

blickte er in den Wasserspiegel, der, leicht bewegt, sein Bild wiedergab.


Wie sah er aus! Da schwamm auf zitternden Wellen das Bild des

einfältigen Schafes - oder - nein! es war das hässliche Kamel, das

mit arroganten Zügen aus den Wogen ihn anstarrte - -, mit einem

Male schien es der blutrünstige Tiger, als den er sich auf den

Fluten sah, - und kaum, dass er genauer hingespäht, war es ein

Pfau, der ihm sein eitles Rad entgegenschlug.

Endlich brach ein Sonnenstrahl durch die Bäume, und der Affe

erwachte aus seinem traumhaften Zustande. Verwundert rieb er

sich die Augen und wollte sogleich den nächsten Baumriesen empor,

als sein Blick von ungefähr in die Quelle fiel.

Da erkannte er, dass er über Nacht Mensch geworden war. Und

Adam zog aus, bis dass er Eva fand und verbreitete sein Geschlecht

über die ganze Erde.

Das Vermächtnis aber, das die Tiere ihrem scheidenden Kollegen

mitgegeben haben, wirkt heute noch ungeschwächt unter seinen

Nachkommen fort.




















 












Heike Koschnicke,  Am Roggenkamp 3,  48527 Nordhorn   Tel.: 015786449085  unbiskant-heike@web.de